Anhand von Marius Bülters Gesichtsausdruck nach dem Spiel hätte man nicht ahnen können, welch emotionales Feuerwerk der FC Schalke 04 soeben beim 5:2-Erfolg im Abstiegskrimi über Hertha BSC auf dem Rasen abgebrannt hatte.
So gefasst und konzentrierte blickte er in die Kamera, als er von DAZN interviewt wurde. Vielleicht sinnbildlich für den Fokus, den seine Mannschaft bei all der Leidenschaft ebenfalls beim Duell zwischen dem Letzten und dem Vorletzten demonstrierte. „Es stand viel auf dem Spiel, der Druck war groß, aber wir haben ihm Stand gehalten.“
Eine Analyse, so kühl wie der Abschluss bei seinem zweiten Treffer, als er den herauseilenden Hertha-Keeper Oliver Christensen zur 4:1-Vorentscheidung überlupfte. „Wir hatten bessere Spielkontrolle, Ballkontrolle im Mittelfeld, haben es flach von hinten raus gelöst. Das gab uns Sicherheit. Dazu kommt, dass wir nicht viele Chancen hatten, diese aber genutzt haben“, fügte Bülter an.
Wir waren mental besser vorbereitet, wussten was auf dem Spiel steht und haben das komplett angenommen. Das hat man gesehen.
Kenan Karaman
Das war der rein fachliche Teil. Für die mentale Gründe war Teamkollege Kenan Karaman verantwortlich. „Wir waren einfach präsenter“, sagte der Vorlagengeber zu Simon Teroddes 3:1 mit weit aufgerissenen Augen. „Wir waren mental besser vorbereitet, wussten was auf dem Spiel steht und haben das komplett angenommen. Das hat man gesehen.“
In der Tat. Die Schalke-Profis warfen sich in jeden Zweikampf, strahlten die kompletten 90 Minuten über pure Entschlossenheit, Resilienz und Zielstrebigkeit aus. Defensiv wie offensiv.
Geholfen hat wohl auch eine mannschaftsinterne Besprechung nach der Pleite gegen Hoffenheim. „Wir haben gut gearbeitet, viel analysiert und gesprochen“, gab Karaman Einblick. „Wir haben uns untereinander die Meinung gesagt. Das hat jeder gut angenommen. Wir haben Wort gehalten und das auf dem Platz gezeigt.“
Während die Erleichterung und Freude bei Trainern, Spielern und Fans am Freitagabend verständlicherweise groß war, als sie zusammen nach dem Abpfiff feierten, ist der Klassenerhalt lange nicht in trocknen Tüchern. Die Königsblauen belegen Relegationsplatz 16, der Vorsprung auf den direkten Abstiegsrang 17 beträgt einen, der Rückstand auf das rettende Ufer zwei Punkte – jeweils bei einem absolvierten Spiel mehr.
Folglich ist es wohl gut, dass Thomas Reis in Mitten all der Emotionen auch Bülters kühlen Kopf in seinen Reihen hat. „Wir haben uns Selbstvertrauen geholt“, sagte er nüchtern. Aber: „Aber wir wissen auch, dass wir noch nichts erreicht haben und jetzt noch sechs Endspiele bevor stehen.“